Wie könnte ich nicht, Otouto? Ich lächelte schmal und sanft, während ich ihn dann einfach gleich in meinen Schoß zog, damit ich ihn dichter kuscheln konnte, es tat gut, ihn so in meinen Armen halten zu können, besonders nachdem ich nun wusste, was ihm auf der Mission passiert war. Wenn er noch über etwas reden wollte, konnte er das jederzeit, aber das wusste er ja, ich würde ihn jedenfalls erst einmal nicht einfach so loslassen.

Daisuki Ani. Ich ließ mich natürlich bereitwillig auf Shinos Schoss ziehen, denn dort hatte ich mich schon von frühester Kindheit an immer am wohlsten gefühlt. Ich steckte meinen Kopf unter Shinos Kinn und ließ mich einfach halten wie ein kleines Kind. Ich gähnte allerdings nun wieder und bemerkte wie müde ich doch wirklich war. Du hältst mich doch, wenn ich schlafe, oder?

Daisuki Otouto., erwiderte ich schließlich ganz leise, auch wenn mich sicherlich sonst niemand hören konnte, es war selten, dass wir diese Worte wirklich aussprachen, aber gerade erschien es mir wirklich wichtig, bevor ich begann uns ganz leicht hin und her zu wiegen, als ich bemerkte, dass Shigeru eindeutig müde war, so süß wie er gerade unter meinem Kinn gähnte, ich konnte es nämlich spüren und gähnte gleich selber. Natürlich, mach dir keine Sorgen, ich halte dich.

Okay... Meine Stimme wurde immer leiser und undeutlicher, während ich nach und nach einschlief. Pass auf mich auf. Ich gab den Kampf auf und versank langsam in Schlaf, gewiegt und festgehalten von meinem geliebten, großen Bruder.

Entspannt schloss ich meine Augen, aber erst, nachdem ich mir sicher war, dass Shigeru eingeschlafen war, was zum Glück sehr schnell ging, bevor ich mich ganz langsam ins Bett zurücksinken ließ, Shigeru fest und sicher in meinen Armen, nichts könnte mich dazu bewegen ihn loszulassen. Ich hatte einen leichten Schlaf, sollte er also einen Alptraum haben oder aufwachen, so wäre ich sofort zur Stelle.

Ich schlief einige Zeit recht ruhig, bis die Traumphase eintrat und meiner Ruhe ein Ende bereitete. Ich fand mich zurück bei meinem Kampf über der Oase, ich stand alleine meiner Gegnerin gegenüber, die immer wieder Kommentierte wie süß mein Gesicht doch wäre, ohne, dass ich sie erreichen konnte, um sie zum Verstummen zu bringen, irgendetwas hielt mich fest. Dieses irgendetwas wurde schließlich zu Händen, die begannen meinen Körper zu erkunden und mich in eine endlose Dunkelheit rissen, die nur hier und da von viel zu grellem Licht unterbrochen wurde, immer noch ließen die Hände aber nicht von mir ab, sie fuhren unter meine Kleidung und über meinen Körper, ich konnte mich nicht bewegen, nichts sehen, im ersten Moment nicht einmal den Mund öffnen, erst nach einer Weile gelang es mir und ich begann verzweifelt um Gnade zu flehen. Im Schlaf hatte ich begonnen erst um mich zu schlagen, dann aber blieb ich verhältnismäßig ruhig liegen, nur mein Kopf drehte sich hin und her und ich war völlig angespannt. Bitte... Nein... Bitte nicht... Lasst mich. Bitte... Nein... Hilfe...

Sofort schlug ich die Augen auf, als ich Shigerus Bewegungen spürte und dann seine Worte hörte, bevor ich ganz sanft und vorsichtig versuchte ihn aufzuwecken, meine Stimme noch etwas tief und verschlafen, immerhin war ich gerade erst aufgewacht, Shigeru? Ich musterte ihn besorgt, ich wollte mir gar nicht ausmalen, was er gerade erlebte, aber ich wollte ihn aufwecken, es war besser, als ihn weiter leiden zu sehen. Shigeru, wach auf. Es ist nur ein Traum, Otouto.

Ich warf den Kopf herum und riss dann plötzlich dir Augen auf. Ich fuhr hoch, am ganzen Körper zitternd, mein Blick zuckte hin und her, aber fokussierte sich nicht, nun liefen mir auch Tränen über die Wangen. Ich war noch nicht richtig wach und immer noch gefangen in meinem Traum, die Phantomhände ließen und ließen mich nicht in Ruhe, ich begann über meine Haut unter der Kleidung zu kratzen, im Versuch sie loszuwerden.

Es tat mir physisch weh Shigeru in diesem Zustand zu sehen, während ich mich ebenfalls aufrichtete und vorsichtig versuchte ihn noch einmal bestimmter zu wecken, er war noch nicht ganz wach, das war nicht schwer erkennbar, so panisch wie er noch war. Hey Otouto, du bist in Sicherheit., sprach ich ihn an, Es war nur ein Traum, er kann dir hier nicht schaden. Ich legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, um zu sehen, ob er auf Berührungen reagierte.

Shinos für mich doch sehr plötzliche Berührung sandte einen Schock durch meinen Körper, ich zuckte heftig zusammen und fuhr weg, wodurch ich aber nur erreichte, dass ich vom Bett fiel, aber immerhin weckte mich das erfolgreich auf und ich sah mit tränenerfüllten Augen zu Shino hoch, ehe ich aufschluchzte und wieder zu ihm hochkletterte, nur um mich an seine Brust zu werfen, jetzt wo ich ihn wieder ganz und gar erkannte. Ani!

Vermutlich hätte jede Berührung so geendet, egal wie vorsichtig ich auch gewesen war, denn ich bereute sie sofort, als Shigeru förmlich vor mir zusammen- und wegzuckte und dabei aus dem Bett fiel, ohne dass ich ihn auffangen konnte. Mein Bruder war nie berührungsscheu gewesen, es war alles sehr ungewohnt für mich, aber ich spürte dieses schwere Gefühl im Magen, auch wenn ich wusste, dass er nicht wirklich vor mir, seinem großen Bruder, weggezuckt war. Shigeru, es tut mir so leid..., ich kam nicht viel weiter, als er sich auch schon wieder an meine Brust warf, wo ich ihn nun doch vorsichtig in die Arme schloss, Du hast angefangen um dich zu schlagen und dann zu rufen, ich wusste nicht, wie ich dich sonst aufwecken sollte... Es tut mir leid. Alles ist gut, du bist hier sicher.

Ich presste mein Gesicht mit einem fast schon verzweifelten Aufschluchzen gegen die Brust meines Bruders und heulte mir erst einmal die Augen aus dem Kopf. Auch wenn es mir aber schwer viel mich zu beruhigen so schüttelte ich doch beinahe hektisch den Kopf, als Shino sprach. I-ich h-hatte solche Angst. S-sie waren wieder da. I-i-ich war alleine. Meine gestammelten Worte ergaben nicht viel Sinn, aber ich klammerte mich bei jedem fast noch fester an meinen Bruder, ich wollte auf keinen Fall, dass er mich los und alleine ließ. Dass ich so vor ihm zurück gezuckt war machte mich ebenfalls fertig, meine Angst vor plötzlichen Berührungen war wesentlich besser geworden und Shino war nie ein Problem gewesen, aber nach diesem so heftigen Alptraum, der in Intensität die der letzten Wochen überstieg, seit sie langsam besser geworden waren, war ich bis ins Innerste erschüttert und war nicht ganz bei mir gewesen.

Jeder von Shigerus Schluchzern sandte ein schreckliches Stechen durch meinen gesamten Körper, das mich beinahe so paralysieren drohte, ich war nicht so gut darin meine Gefühle zu zeigen oder zu verarbeiten, also drückte ich ihn einfach fest in meinen Armen an mich. Es ist okay, du bist nicht alleine., versuchte ich ihn vorsichtig mit Worten zu beruhigen, Niemand kann dir hier in unserem Zuhause wehtun.

Zitternd und weinend hielt ich mich an Shino fest, meinem einzigen Anker, bis ich mich endlich wieder etwas beruhigte und nur noch zitternd gegen Shinos Brust atmete. Es dauerte noch eine kleine Weile bis ich endlich wieder schniefend genug Luft zusammen hatte um etwas zu sagen, was mir wirklich wichtig war. Ich hab dich erst nicht erkannt, tut mir leid.

Mein Herz lag in Scherben am Boden zerbrochen, zumindest fühlte ich mich so und wieder einmal war ich froh, dass unsere Itoko Yuri die Kerle damals getötet hatte, denn ansonsten wäre ich wohl schon losgezogen um sie durch die gesamte Welt zu jagen, damit ich sie selber zugrunde richten konnte. Ich hielt Shigeru aber nun einfach in meinen Armen und wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Otouto, du hast nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Um genau zu sein, tut es mir leid., unterbrach ich seine Entschuldigung allerdings sofort, Ich wusste nicht, was ich machen sollte, ich wollte dich nur aufwecken, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich fühlte mich als würde ich als großer Bruder versagen.