Ich habe alles., bestätigte ich ihm und musterte ihn einmal, er wirkte auf jeden Fall bereit, das war gut, Wollen wir direkt los? Ich würde vorschlagen, wir nehmen den direkten Weg durch das Haupttor, so kommen wir am besten in Richtung der Berge. Zum Glück war es nur eine normale Patrouille, durch den Wald und dann am Dorf Motoyoshi-mura vorbei, eine etwas lange Fußstrecke, wir würden sicherlich den Großteil des Tages dafür brauchen, aber alles im Feuer-Reich, wenn sollten also keine großen Gefahren lauern.

Okay, gehen wir. Ich ging schon los, mit noch sehr viel Schwung im Schritt, hinaus aus dem Haus, aber je weiter wir uns dem Ausgang des Dorfes näherten, desto zaghafter wurden meine Schritte wieder. Ich fürchtete mich doch immer noch vor dem Verlassen der sicheren Mauern des Dorfes.
(Haupttor)

Ruhig folgte ich meinem kleinen Bruder hinterher, der sehr begeistert wirkte, aber je weiter wir an den Ausgang des Dorfes kamen, desto näher ging ich neben ihm her.

-> Haupttor

<- Der Vorhof

Es gibt tatsächlich wenige andere Insektennutzer, keine von so großer Bedeutung wie der Aburame-Clan. Tatsächlich war ich einem von den anderen Clans, dem Kamizuru-Clan bereit begegnet. Sie waren nicht sehr erfreut darüber gewesen, einen Aburame kennenzulernen. Aber ihr Clan aus Iwagakure war meinem in einem Kampf nun einmal unterlegen gewesen und seitdem war der Aburame-Clan für alle Insektennutzer-Aufträge mehr oder weniger das Ass im Ärmel. Ich blieb vor meiner Zimmertür stehen und zögerte kurz, mit der Hand an der Klinke, diese zu öffnen. Es ist... du wirst schon sehen., startete ich mit meiner Erklärung zu meinem Zimmer, die ich auch gleich wieder abbrach und die Tür zu diesem öffnete. Mein Zimmer war eigentlich allgemein etwas karg und beinahe wie ein kleines Naturmuseum eingerichtet, da man überall Informationen über Ökologie und Insekten vorfinden konnte. Die einzige wirkliche Dekoration war ein Bild, auf dem ein deutlich jüngeres Ich mit Shibi, Shigeru und Torune Aburame abgebildet war. Die meiste Einrichtung, sowie das Bettzeug, war zudem deutlich in dunklen Farben gehalten.

Echt? Ich bin noch keinem begegnet. Kami sei Dank. Vermutlich waren diese anderen Clans einfach nicht so groß oder kompetent wie der Aburame-Clan. Ich zuckte die Schultern und trat neugierig in Shinos Zimmer ein. Ich wusste nicht recht was ich erwartet hatte, doch vermutlich hätte ich auf die Einrichtung eines Museums vorbereitet gewesem sein, die eines Naturmuseums nämlich. Okay, nicht schreien, was auch immer du hier siehst wird dich nicht umbringen, konzentriere dich auf etwas anderes. Ich atmete gezwungen ruhig einmal durch und fokussierte mich erst einmal auf Shinos dunkel gehaltene Schlafstätte, die mich aber automatisch an etwas anderes denken ließ und die dadurch auch nicht gerade geeignet war im Moment. Was soll ich sagen? Das Zimmer passt zum Besitzer. Es steckt voller Überraschungen. Ich drehte mich grinsend zu Shino um, wobei mein Blick am einzigen Bild im ganzen Raum hängen blieb. Oh Kami, bist das du als Kind? Ich lachte auf und ging hinüber um mir das Foto genauer anzusehen. Ich erkannte Shino sofort, auch wenn er darauf noch ein Kind war und ich war mir sicher, dass der winzige Knirps neben ihm Shigeru sein musste, alleine, weil das Kind bis über beide Ohren strahlte, im Gegensatz zu allen anderen auf dem Foto. Der Älteste muss sein Vater sein, aber wer ist der Junge daneben?

Stumm nickte ich, ließ das Thema sonst allerdings wieder, denn die anderen Insektennutzer hatten eben einfach keine große Bedeutung in meinem Leben, trotz unserer Begegnung mit ihnen im Erd-Reich. Das Erd-Reich, fanden dort nicht gerade auch die nächsten Chunin-Auswahlprüfungen statt? Ich runzelte die Stirn und musterte Kankuro dann fragend. Die Chunin-Auswahlprüfungen... seid ihr auf eurem Weg dorthin hierher gekommen?, fragte ich schließlich, vielleicht etwas leiser als vorher, denn ich wollte es zwar nicht zeigen, ich fühlte mich einfach nur schuldig dafür, aber ein wenig stimmte es mich doch... unzufrieden, wenn ich das richtig definierte, dass Kankuro vermutlich nicht lange bleiben konnte. Ich bin so selbstsüchtig... was bin ich nur für ein bester Freund? Auch wenn Kiba gesagt hat, dass es für ihn in Ordnung wäre... ach, was denke ich da nur? Ich ließ mich auf mein Bett sinken und sah dann zu dem Bild, das Kankuro angesprochen hatte. Auch mein jüngeres Ich trug bereits eine Sonnenbrille, einen fast finsteren Blick und ähnliche Kleidung aber mit roten großen Knöpfen. Ja, das bin ich, mein Vater und meine Brüder.

Huh? Ich wandte mich einen Moment von dem niedlichen Bild ab, um zu Shino hinüber zu sehen, ehe ich zustimmend nickte. Genau, wir müssen zur dritten Prüfung dort sein, Kazekagepflichten und so, aber nachdem Gaara Naruto sehen wollte und Temari so gar nicht Shikamaru... Ich grinste und zwinkerte übertrieben, als ich über meine Schwester sprach, denn natürlich hatte sie Shikamaru sehen wollen, sie gab es nur nicht zu. Vielleicht halten wir auf dem Rückweg wieder hier. Und vielleicht können wir uns dann wieder sehen. Vielleicht hat Kiba sich bis dahin Shino gegenüber auch wieder beruhigt. Ich sah wieder zu dem Foto und betrachtete es grinsend, zog dann allerdings eine Augenbraue hoch, als Shino den jungen neben dem Rest seiner Familie auch als seinen Bruder bezeichnete. Du hast noch einen Bruder?

Es bestand wohl kein Zweifel, dass Gaara als Kazekage hier war, um uns nach unserem schweren Verlust durch Akatsuki Beistand zu leisten, immerhin waren Konohagakure und Sunagakure Verbündete, aber die Art und Weise, wie Kankuro das zum Ausdruck brachte, ließ doch kurz meinen Mundwinkel nach oben zucken, wenn auch nur für einen Moment. Der Kommentar über Shikamaru und Temari überraschte mich allerdings, ich hatte bisher nur wenig in diese Richtung mitbekommen. Oh, ich verstehe., stimmte ich also etwas überrascht zu, bevor ich nachdenklich nickte, in den Gedanken plötzlich fest damit beschäftigt, dass ich Kankuro dann wohl noch ein zweites Mal sehen könnte. Vielleicht... hm. Allerdings riss mich Kankuro auch gleich mit seiner Frage erfolgreich wieder aus meinen Gedanken un dich musterte das Bild kurz nachdenklich. Natürlich war Torune nicht wirklich mein großer Bruder, aber ich hatte ihn immer nur als meinen Bruder gekannt, als jemand, der das beste für mich wollte. Torune Aburame. Er hat lange bei meiner Familie gewohnt, weil er niemanden berühren durfte. Ich habe ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen...

Torune hieß der Junge, Shinos Bruder, älter als er, wenn ich das richtig einschätzte. Es brannte mir auf der Zunge zu fragen warum Shino seinen Bruder so lange nicht mehr gesehen hatte, obwohl er im Clan gelebt haben musste, was nun wohl nicht mehr der Fall war, doch ich ahnte, dass das ein schwieriges Thema für den anderen Shinobi war. Was auch immer vorgefallen war, ich nahm nicht an, dass es ein Grund zur Fröhlichkeit war. Deshalb wandte ich mich der offensichtlichen anderen Frage zu und ich drehte mich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Shino um. Wieso durfte er niemanden berühren?

Torune hatte andere Insekten als ich, Giftkäfer in Nano-Größe. Diese Käfer können die Zellen eines jeden Gegners zerstören und mit bloßer Berührung bereits übertragen wollen, weil sich die Käfer direkt unter die Haut setzen. Es ist eine außergewöhnliche Fähigkeit, die nur wenigen in unserem Clan vorbehalten ist., erklärte ich sofort bereitwillig, man bemerkte meine deutliche Faszination mit diesen Vorgängen, Torune's Fähigkeiten hatten mich schon immer interessiert. Nun, zugegeben, es faszinierten mich viele Fähigkeiten, ein Grund, warum ich so gerne auf das "Ass im Ärmel" einging, denn je besser ich eine Fähigkeit kannte, beobachten konnte, mit demjenigen vielleicht sogar trainiert haben konnte, desto besser konnte ich auch einen Plan entwickeln, wie ich gegen so jemanden vorgehen könnte. Es war reine Theorie natürlich... meistens.

Reines, pures Entsetzen begann sich auf meinem Gesicht abzuzeichnen, als Shino mir den überaus guten Grund erklärte aus dem Torune niemanden hatte berühren dürfen. Mit sowas sollte doch wohl auch nie jemand in Berührung kommen. Uuh... diese Nanokäfer sind jetzt aber nicht im Haus, oder? Ohne es wirklich zu bemerken begann ich damit meinen Arm zu kratzen, meine Haut kribbelte furchtbar, als wären unter ihr schon tausende mikroskopische Käfer, die mich von innen heraus auffraßen und noch schlimmer waren als die der restlichen Aburame. Was eine Menge bedeuten sollte, denn die waren schon schrecklich und unerträglich, mit Ausnahme von Shinos Schwarm, den konnte ich eben noch aushalten. Unter meiner Schminke war ich aschfahl geworden und mein Kratzen war eigentlich mehr ein Schaben, das jetzt schon drohte meine Haut aufzureißen.

Nein, wie-, wollte ich gerade nachfragen, wieso er das fragte, als mir dann doch Kankuros Körperhaltung auffiel, die plötzlich alles andere als selbstsicher war, nicht wie sonst eigentlich immer, sondern nervös und ich konnte deutlich sehen, wie er seine Haut über seinen dreiviertel Ärmeln kratzte, anscheinend ganz und gar nicht angetan von den Informationen, die ich ihm gerade übermittelt hatte. Ich legte meinen Kopf leicht schief und musterte Kankuro vor mir kurz. Vielleicht war es etwas sadistisch von mir, aber ich gedachte dann doch, diesen Moment etwas für mich zu nutzen. Ich trat an ihn heran, dank unserer identen Größe kaum ein Problem und packte seine Hand am Handgelenk, wo er die Vibrationen meiner Käfer unter meiner Haut vermutlich förmlich spüren konnte. Ich musterte jede seiner Reaktionen, vielleicht ein wenig zu erfreut, während ich mich nach vorne lehnte. Macht dich dieser Gedanke etwa nervös?, sprach ich ihm in einem leisen, völlig ruhigen Tonfall ins Ohr, vielleicht stachelte ich meine Käfer innerlich auch absichtlich etwas an, die jeweils ein deutliches Summen und Brummen von sich gaben.

Mit einem Mal stand Shino vor mir, es war fast so, als hätte er sich dort hin teleportiert, wenn ich auch in Wahrheit allerdings einfach nur nicht aufmerksam genug gewesen war die Bewegungen des anderen Shinobis zu beobachten. Jedenfalls wurde meine Hand vom einem Moment auf den anderen in ihrem Kratzen gestoppt und ich konnte nicht verhindern, dass sich meiner Kehle ein an Panik grenzendes Wimmern entwandt, als ich Shinos Käfer so deutlich zu spüren begann. Normalerweise hielt ich diese recht gut aus mittlerweile, aber so nervös wie ich heute war, was noch schlimmer geworden war, als ich dieses Anwesen betreten hatte und was seinen Ausschalg in der Erzählung von Torunes Nanokäfern gefunden hatte, waren sie mir gerade einfach unerträglich. Kami, ich werde sterben. Nein, kein Stück. Mein Tonfall strafte allerdings meine Worte sofort Lügen, denn er war deutlich nervös, eigentlich eher schon panisch, und meine Stimmlage war deutlich ein paar Oktaven höher als sonst. Das Summen der Käfer in Shinos Körper erfüllte meine Ohren und drohte alle anderen Geräusche um mich herum auszulöschen. Mein Herz raste und mein Gesicht hatte die Farbe der Wand hinter mir angenommen.

Vielleicht genoss ich das hier ein bisschen zu sehr, ich konnte meine Gefühle da nicht wirklich einschätzen, aber ich hatte auf jeden Fall gerade die obere Hand. Das Ass im Ärmel, um wieder auf meine Theorie zurückzukommen. Es war auch nicht ganz fair, Kankuro's doch durchaus nachvollziehbaren Respekt vor unseren Käfern so auszunutzen, aber gerade nach meinem Gespräch mit Kiba, konnte ich nicht anders, als meine Gefühle irgendwie irgendwo etwas abladen zu müssen. Nur wusste ich nie wirklich wie, weshalb ich meistens gar nichts tat oder sagte, aber hier waren wir nun einmal in meinem Zimmer, in meinem Reich sozusagen. Ich konnte Kankuro's hohen Puls unter meinen Fingern spüren und an seiner Halsvene sehen, genauso wie auch seine Stimme höher und deutlich aufgewühlt in meinen Ohren erklang. Ich ließ noch einen Moment ruhig vergehen. Ich würde nicht zulassen, dass dir etwas Schlimmes passiert., sprach ich schließlich gefasst, allerdings doch mit einer gewissen Bestimmtheit, Schon gar nicht in meinem eigenen Heim. Meine Käfer summten nun wieder leiser als zuvor, während ich meine noch freie Hand hob und diese ganz sachte an seiner Kehle ansetzte, direkt dort, wo ich seinen Puls an meinen Fingerkuppen pulsieren spüren konnte. Ich ließ meine Finger ganz langsam seinen Hals hinaufgleiten.

Einen Moment fürchtete ich wirklich ich würde gleich einfach umfallen, tot, oder zumindestens bewusstlos, nur um dann bald zu sterben, doch dann wurde das Summen leiser, die Käfer schienen sich wieder zu beruhigen und ich konnte Shinos Stimme hören, die mir förmlich gut zuredete, wobei seine wenigen Worte allerdings wie Balsam auf meine panischen Gefühle wirkten. Natürlich würde mir nichts passieren. Das hier war Shino. Shino würde mir nichts tun, seine Käfer auch nicht. Unter seinen wandernden Fingern zuckte mein Kehlkopf, als ich schluckte und mein Puls raste immer noch, als Shinos Fingerkuppen ihn zu spüren bekamen, allerdings sah ich den anderen Mann nun nicht mehr gar so sehr wie ein gefangenes Tier an, sondern eher wieder mit der Faszination, die ich ihm gegenüber empfand. Ist das ein Versprechen? Ich schluckte noch einmal und bewegte dann meine noch freie Hand, um sie über die von Shino an meinem Handgelenk zu legen.