Ist er inzwischen weniger schüchtern?, fragte ich nach, ich hatte ihn immerhin kaum mehr gesehen, sondern war nur nach den Erzählungen gegangen, das letzte Mal bei den Chunin-Auswahlprüfungen, wobei ich da verständlicherweise hauptsächlich auf Shigeru konzentriert gewesen war. Ich nickte, das freute mich wirklich zu hören, es war sicher nicht einfach in ein neues Team geworfen zu werden, auch wenn ich ehrlich froh war, dass er nicht mehr mit Maru in einem Team war.

Mhm. Ich nickte fröhlich als ich das sagte und strahlte Shion an, für den Moment war ich ganz und gar auf das Gespräch konzentriert, Shino hatte mich erfolgreich von unserer Situation abgelenkt. Viel weniger, er traut sich jetzt auch mehr zu und ich glaube seine Heiljutsus sind jetzt richtig gut, gesehen hab ich das noch nicht, aber nach seiner Zeit in Suna kann es gar nicht anders sein, oder?

Ein Medizin-Ninja war für viele Teams unersetzlich, wir in Team 8 waren zum Beispiel auf etwas ganz anderes angewiesen, wir waren perfekt als Aufklärungs- und Spürteam, da war so etwas nicht unbedingt notwendig, wobei bei jedem größeren Einsatz eigentlich immer ein Medizin-Ninja dabei sein musste. Das ist gut, er scheint da wirklich sehr nach Sakura zu kommen., stellte ich fest und nickte, Und Rain? Ich hatte sie nie wirklich groß bemerkt oder kennengelernt, ich wusste kaum über sie.

Das glaube ich auch. Ich nickte zustimmend, tippte mir dann aber nachdenklich ans Kinn, als es um Rain ging. Ich glaube Rain ist richtig nett, aber außer dem Training haben wir noch nicht viel Zeit miteinander verbracht, sie ist aber ganz stark Familienorientiert, ich glaube also wir werden gut klar kommen. Immerhin war ich das ja auch, meine Familie war für mich das wichtigste. Und sie ist ja Oji Irukas Ziehtochter, sie kann also nur toll sein.

Familienorientiert, das konnte ich durchaus wertschätzen, aber es wunderte mich dann wirklich, dass sie noch bei keinem unserer Familienessen mit den Naras und Iruka dabeigewesen war. Kiba alleine war schon viel öfter dabeigewesen oder auch Silvester, wenn wir beim Nara-Clan gewesen waren, Itoko Yuri's bester Freund. Denkst du sie wird einmal zu einem unserer Familienessen kommen?, fragte ich Shigeru neugierig, ich war mir sicher, er konnte das besser einschätzen, auch wenn es schien als ob er Rain auch noch nicht so wirklich vollkommen kennengelernt hatte.

Hmm, ich will es jedenfalls hoffen, aber Oji Iruka war in letzter Zeit ja auch viel beschäftigt, vielleicht kommt sie ja das nächste mal mit. Ich werde sie beim nächsten Training fragen. Iruka hatte als Lehrer immer viel zu tun gehabt, zu viel auch immer wieder um für Abendessen Zeit zu haben, aber er hatte sich doch Zeit genommen um immer wieder vorbei zu sehen, seit der Chunin-Auswahlprüfung sogar noch öfter, ich wusste, dass das daran lag, dass er nach mir sehen wollte und ich war ihm dankbar dafür.

Ich nickte Shigeru zu, er hatte natürlich recht, Oji Iruka hatte auch viel zu tun, aber Rain war immerhin schon über ein halbes Jahr bei ihm, das musste man durchaus auch eingestehen, aber ich war generell immer sehr misstrauisch und ich vergab nicht leicht, ich war auch nicht besonders schnell darin neue Leute kennenzulernen oder mich gar mit ihnen anzufreunden, ich beließ es meistens lieber auf Abstand. Wollen wir wieder weitergehen?, fragte ich und begann schon einmal meine Sachen wieder einzupacken und zu überprüfen, ob alles da war, aber natürlich war es das, man konnte nur nie vorsichtig genug sein.

Ich wurde wieder zurück in die Realität geholt, als mein Bruder vorschlug weiter zu gehen. Er hatte natürlich völlig recht, wir hatten eine Mission und die musste erfüllt werden, auch wenn ich mich nun wieder unsicher umsah. Ja, gehen wir. Ich ließ ein tapferes Lächeln sehen und überprüfte meine eigenen Sachen noch einmal, ehe ich aufstand und ein paar Schritte ging, ehe ich unsicher zu Shino zurück sah, ob er auch ja mitkam.

Natürlich folgte ich Shigeru sofort und machte dann ein paar Schritte weiter nach vorne, um den Berghang hinaufzusehen, dort wo das Dorf lag, das wir erreichen mussten auf unserer Patrouille, als plötzlich meine Käfer laut zu surren begannen und es im nächsten Moment auch schon zu spät war. Der Berg erbebte und einige Felsbrocken fielen hinab. Shigeru, pass auf!, rief ich meinem kleinen Bruder zu, der hinter mir stand, aber für mich war es zu spät, ich wurde von einem größeren Stein erfasst und einige Meter weiter zwischen einer Felswand und diesem eingequetscht. Ich konnte meine Arme nicht bewegen, keine Fingerzeichen, meine Käfer schwirrten wirr durcheinander, in vollkommener Panik, als plötzlich ein lautes Knurren ertönte. Ein Berglöwe.

Vor meinen Augen entfaltete sich ein wahres Horrorszenario, über uns löste sich ein Felsbrocken und riss meinen Bruder mit sich mit. Shino! Panisch schrill erklang meine Stimme. Geschockt starrte ich zu meinem Bruder hinab und erstarrte dann nur noch mehr, als meine eigenen Käfer laut summten und ich kurz später ein Knurren hinter mir hörte. Langsam drehte ich mich um und stand einem ausgewachsenen Berglöwen gegenüber, der begann mich zu umkreisen, die Augen hart auf mich fixiert.

Ich versuchte mich zu befreien, auch mit meinen Käfern, aber auch ihre geballte Kraft war nicht stark genug, der Felsen war zu schwer, man müsste ihn wohl runterrollen, aber so wie meine Arme eingequetscht waren, konnte ich keine Jutsu anwenden. Meine Körperkraft reichte ebenfalls nicht, egal wie sehr ich es versuchte, aber gerade war mein Fokus eher der Berglöwe, der Shigeru umkreiste. Hey! Es war selten, dass ich wirklich die Stimme erhob, aber gerade brüllte ich mir die Kehle wund, während ich versuchte ihn auf mich aufmerksam zu machen. Weg von meinem kleinen Bruder!

Sogar jetzt noch versuchte Shino mich zu beschützen, obwohl er selbst in Gefahr schwebte, obwohl er sicherlich Schmerzen hatte. Als er so laut schrie zuckte ich heftig zusammen, denn mein Bruder erhob nie die Stimme. Nie. Und doch war er es, der gersde versuchte den Berglöwen abzulenken, was ihm auch zu gelingen schien, denn das Tier Grollte und schlich auf Shino zu, offenbar war ihm eine unbewegliche Beute lieber als eine die er erst erlegen musste. Aber das konnte ich nicht zu lassen, ich musste doch auch meinen Bruder beschützen. Und doch lähmte Angst mir die Glieder und ließ mich wie erstarrt zusehen wie das Raubtier sich meinem festsitzenden Bruder näherte. Der Berglöwe hob bereits die Tatze um Shino zu erlegen, als ich mich endlich wieder rührte. Nein! Hektisch setzte ich das erste Jutsu ein, das mir in den Sinn kam. Hijutsu: Mushi Tatsumaki! Ich reagierte zu hektisch, meine Käfer waren kaum unter Kontrolle, als sie auf den Berglöwen zurasten, doch sie hüllten das brüllende Tier in letzter Sekunde noch ein und rissen es in ihrem Umschwirren in Tornadoformation auch ein Stück weit von Shino fort.

Es tat mir selber weh, als ich Shigeru zusammenzucken sah, aber ich konnte es einfach nicht zulassen, dass er sich in Gefahr brachte und wenn es das letzte war, was ich tat, auch wenn ich das nicht glauben wollte. Man hatte immer ein Ass im Ärmel. Ich sah dem Berglöwen starr entgegen, wie er auf mich zukam, während mir Schweißtropfen über die Stirn liefen und hinter meiner Sonnenbrille verschwanden, aber im nächsten Moment hörte ich auch schon die Stimme von Shigeru und sah seine Käfer, wie sie unkoordiniert aber geschlossen auf das große Tier zuschossen, um dieses zu erfassen, bevor es mich noch mit seiner Tatze ernsthaft verletzen konnte. Hinter meiner Brille mit großen Augen starrte ich zu Shigeru, der offenbar doch in letzter Sekunde wieder zu sich gefunden hatte, um mich zu retten.

Als sich die Käfer zurück zogen lag der Bergwölfe unbewegt am Boden, ich achtete nicht weiter auf ihn, mehr darauf ob noch mehr kamen, doch er schien alleine gewesen zu sein. Stolpernd stürzte ich zu Shino hinüber Tränen standen mir in den Augen. Ani!

Den Berglöwen ließ ich nicht außer Augen, aber er schien sich zumindest gerade nicht mehr zu bewegen, während Shigeru auf mich zu stolperte und ich sofort meine Augenbrauen zusammenzog, zum einen von dem Schmerz, den ich langsam aber sicher spürte, aber zum anderen auch vor lauter Sorge um meinen kleinen Bruder. Otouto, ist alles in Ordnung? Es fiel mir schwer einzuatmen, während ich sprach, da der Druck auf meine Brust so groß war, dass mein Atem ein wenig rasselte. Du hast mich gerettet, Großer.