Ich löste meine Finger aus seiner, um meinen Arm um ihn zu legen, als er sich gegen meine Schulter lehnte. "Ich freue mich für dich. Du kannst eben mehr, als du dir zutraust", lächelte ich ihn an. Er war eben sehr viel besser, als er selbst sah.
Seine Frage sorgte dafür, dass ich mit der freien Hand kurz durch meine weißgrauen Haare fuhr. "Eigentlich nichts interessantes. Ich war einkaufen und habe einige Erledigungen gemacht. Und danach war ich..." , erzählte ich, ehe ich den Blick abwandte und leicht senkte, "am Gedenkstein." Ich war regelmäßig dort und besuchte auch die Gräber von Rin und Obito. Manchmal traf es mich härter als sonst, und in der letzten Zeit lastete die Vergangenheit schwerer auf meinen Schultern, als sonst.

Ich legte meinen eigenen Arm um Kakashi und drückte mich nur enger an ihn, als er von seinem Tag erzählte. Wir hatten bereits über die Vergangenheit gesprochen, ich wusste wie sehr sie Kakashi immer noch belastete und vermutlich auch immer belasten würde. Willst du darüber reden?

Nach seiner Frage bleib es von meiner Seite aus einen Moment still. Eigentlich war ich gut darin, das alles zu verdrängen und mich dem Leben zu stellen, weswegen ich gar nicht erst zeigte, wie sehr mich das alles eigentlich traf. Iruka war eigentlich der Einzige, dem ich es zeigte, wenn die Vergangenheit wieder auf meine Schultern drückte und mich zu Boden drückte.
"Eigentlich wollte ich uns den Nachmittag nicht versauen", gab ich ehrlich zu, sah ihn nur kurz an. Er hatte ebenfalls den Arm um mich geschlungen, so waren wir dicht beieinander und zudem freute es mich natürlich auch. "Es ist wieder schlimmer als sonst", murmelte ich nach einer Weile, "Ich träume immer wieder von Rin und Obito, und ich sehe sie vor mir. Wenn ich damals anders entschieden hätte..." ... Dann würden sie beide noch leben. Wir hatten bereits darüber gesprochen, allerdings war das die reine Wahrheit.

Ich schüttete nur den Kopf, denn Kakashi konnte unsere Zeit damit nicht versauen, ich war es gewohnt für andere da zu sein, ich tat es sogar sehr gerne, also würde ich meinen Freund - Meinen Freund! - niemals dafür verurteilen, dass er über seine Probleme und Gefühle reden wollte. Ich kannte die Geschichte und ich wusste auch, dass Kakashi sich die Schuld an der ganzen Sache gab, vielleicht auch zurecht, aber was geschehen war, war geschehen und und darüber nachzudenken und sich selbst fertig zu machen war auch keine Lösung. Was denkst du was diese erneuten Träume ausgelöst hat? Ist etwas schlimmes passiert in letzter Zeit?

Mir entging nicht, wie er den Kopf schüttelte, aber das Gefühl, den Nachmittag zu versauen, blieb. Iruka war immer für alle da, auch für mich, für seine Schüler, aber es sollte doch auch jemand mal für ihn da sein. Daneben störte es mich, wenn mir die Vergangenheit so über den Kopf wuchs, dass ich meine Gefühle nicht mehr im Griff hatte, auch wenn ich sonst stets kontrolliert durchs Leben ging und nicht viel davon zeigte.
Dennoch... Es war Iruka, der mir gerade mit seiner einfühlsamen und freundlichen Art gut tat. "Eigentlich ist nichts schlimmes passiert... Aber... weil der Jahrestag von Rins Tod bald wieder ist", vermutete ich leise, "jedes Jahr, zur selben Zeit... Kommen sie wieder..."

Ah, ich verstehe, das muss schwer sein. Ich lehnte den Kopf an Kakashis Schulter und überlegte eine kleine Weile was ich nun sagen konnte. Willst du über deine Träume reden?

Wenn ich ehrlich war, half mir Irukas Nähe und einfach mit ihm darüber zu sprechen. Auch wenn letzteres mir ziemlich schwer fiel, denn seit damals hatte ich nicht viel darüber gesprochen. "Wenn es... Dir nichts ausmacht...", gab ich zögerlich zurück, es sollte immerhin nicht nur um mich gehen. Was meine eigenen Probleme anging, war ich unsicher und sehr viel zögerlicher, als wenn es um andere ging.

Natürlich nicht. Ich sah mich kurz um wo wir genau waren und zog kakashi dann sanft zu einer etwas versteckt stehenden Parkbank, die unter einer tiefhängenden Trauerweide stand. Setzen wir uns hin, ja?

Ich ließ mich von Iruka einfach mitziehen, er handelte sanft. Und vielleicht brauchte ich wirklich einfach jemand, mit dem ich über die wieder kehrenden Alpträume reden konnte. "Gerne, danke Iruka", antwortete ich leise. Die Bank stand etwas versteckt unter einer Trauerweide, somit hatten wir noch immer unsere Zweisamkeit. Langsam setzte ich mich, achtete aber darauf, dass Iruka noch genügend Platz hatte und wartete, bis er so weit war.

Ich ließ mich neben Kakashi nieder und legte nun meinerseits sanft einen Arm um seine Schultern. Kakashi war ein bisschen größer als ich, aber nicht so viel, dass ich das nicht mehr tun konnte. Okay. Wann immer du bereit bist. Ich würde ihn nicht drängen, wenn er gar nicht mehr darüber sprechen wollte wr das auch in Ordnung, es war mir nur wichtig, dass er wusste, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für ihn hatte.

Leise seufzte ich und ließ meine Schultern durch hängen. Es tat mir wirklich gut, dass Iruka gerade für mich da war, und dafür wurde ich mich auf jeden Fall revanchieren. Eine ganze Weile blieb es still von meiner Seite aus, selbst nach all den Jahren fiel es mir schwer, über Rin und Obito zu sprechen. Sie fehlten mir unglaublich. Und Naruto? Er erinnerte mich sehr oft an Obito. Ihre Träume waren sich ähnlich, und auch ihr Verhalten ähnelte sich.
"Damals... Gab es diese Zeit, als ich der Überzeugung war, dass die Mission wichtiger ist als alles andere... Rin wurde von den Feinden entführt. Obito und ich gerieten in Streit, und wir trennten uns. Für mich gab es nur die Mission... Und für ihn nur Rin, die er retten wollte. Jede Nacht träume ich davon. Hätte ich damals gleich richtig entschieden, sie zu retten, wäre Obito noch am Leben... Auch wie er mich weg stößt, um mich zu retten, und unter den Felsen begraben wird. Es kommt immer wieder", erzählte ich nun also von dem ersten der beiden Alpträume, die mich in letzter Zeit häufiger quälten. Nur letzte Nacht, mit Iruka an meiner Seite... Waren sie aus geblieben.

Ich nickte langsam, als Kakashi mir von seinem Traum erzählte. Natürlich hätte ich mir so etwas auch denken können, er hatte mir erzählt was passiert war, dass sich das in seinen Träumen wiederholte war nur logisch, doch es war gut für ihn, wenn er darüber sprach. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber auf Dauer gesehen. Du durchlebst also was damals passiert ist wieder.

Langsam nickte ich. "Genau so ist es", antwortete ich leise und senkte wieder den Blick, ehe ich auf meine freie Hand hinab sah. "Meistens danach... Durchlebe ich das mit Rin in den Träumen ebenfalls... Wie ich sie mit...", fügte ich hinzu, doch ich brach wenig später bereits ab. Halt suchend lehnte ich mich leicht gegen Iruka. Ich war ihm wirklich dankbar, dass er mir zuhörte und da war.

Es ist okay, lass dir Zeit. Ich griff mit meiner freien Hand nach Kakashis Hand und drückte sie sanft, während ich den anderen mann einfach so gut stützte wie ich es vermochte. Über diese Dinge zu reden war schmerzhaft, das wusste ich, aber es war gesund das zu tun, vor allem, wenn man es freiwillig tat.

Tief atmete ich durch. Es war mir peinlich, dass ich selbst nach all den Jahren, was die Vergangenheit anging, noch so sehr um Fassung rang. Es dauerte eine Weile, bis ich mich so weit fühlte, um das auch auszusprechen. Wenn ich darüber geredet hätte, dann nicht, um damit klar zu kommen, sondern lediglich für den Bericht. Das erste Mal sprach ich jetzt wirklich darüber, mitsamt meinen Emotionen. "Sie war wieder plötzlich vor mir, als ich mein Chidori verwendet habe. Ich habe sie getroffen... Ich sehe selbst nach all den Jahren noch immer ihr Gesicht. Den Schmerz darin. Und ich kann es auch immer noch an meinen Händen fühlen..." Mein Körper erzitterte.