Er traf. Natürlich tat er das und dann auch noch schon wieder. Ich seufzte und wischte mir über die Stirn und etwaige Brösel oder Staub, dass das Stück Geröll hinterlassen hatte, zu entfernen. Warum musste ich auch so langsam sein? Schon klar, Kleiner., meinte ich grinsend und betrachtete dann das Haus einmal genauer. Ich hatte bei weitem keinen fachmännischen Blick, aber vielleicht war es durchaus möglich ein Haus zu reparieren, ohne ganz viel Vorwissen zu haben. Die Kraft hatte ich auf alle Fälle. Ein offenes Dach ist zwar ein schöner Ausblick, aber vermutlich nichts was Gäste ansprechen wird. Wollten wir das jetzt ernsthaft durchziehen? Ein Bed and Breakfast mitten im Wasser-Reich? Wer würde überhaupt bei uns übernachten wollen, freiwillig? Um ehrlich zu sein, wollte ich mich damit zunächst eher nicht beschäftigen.

Schnee hält doch warm. Kichernd verließ ich den Wohnraum und kam in eine Küche, oder eher das was davon noch übrig war. Überall am Boden lagen Scherben und die Schranktüren waren zu großen Teilen herausgerissen worden. Meine Schuhe knirschten auf dem Untergrund und weil ich gar zu schnell rannte, schlitterte ich erst einmal durch den halben Raum, ehe ich gegen eine große, schwere, leere Kühltruhe knallte. Wer brauchte hier auf dem Berg eigentlich eine Kühltruhe? Das hatten sich die Leute die das Haus verlassen hatten wohl auch gedacht und sie hier gelassen.

Warm und trocken, so kenne ich den Schnee., meinte ich dazu nur sarkastisch, bevor ich wieder schief grinste und Basta einfach folgte. Er schien eine Küche entdeckt zu haben, oder eher die Überreste einer Küche, wenn man sie nach den Scherben, den kaputten Kabinetten und Schränken beurteilen würde. Trotzdem war es nach wie vor eine Küche und tatsächlich war ihr Zustand gar nicht so schlimm, wie sie im ersten Moment vielleicht wirkte. Eine Kühltruhe? Bei diesem Wetter?, stellte ich erstaunt fest, nachdem ich einen dumpfen Knall gehört hatte und natürlich sofort nachgesehen hatte, wohinein Basta da geschlittert war. Gut, es war zumindest eine sichere Möglichkeit Essen zu lagern, egal ob es bei diesen Temperaturen überhaupt gekühlt werden musste oder nicht.

Kalt von Innen, wie es auch ist von außen. Kein bisschen irritiert von meiner Kollision sprang ich auf den Rand der Kühltruhe und balancierte daran entlang. Was glaubst du warum die Leute gegangen sind?

Vielleicht mochten sie die Kälte nicht oder hatten einfach die Nase voll vom Inselleben. Ich zuckte mit meinen Schultern, schließlich konnte es auch gut sein, dass sie alle grausam abgeschlachtet worden waren. Spuren wie diese verschwanden problemlos im hier immer neu fallenden Schnee, aber so war nun einmal das Leben hier. Wenn man nicht gerade im Mond-Reich war. Sie wollen es vermutlich nicht mehr zurückhaben.

Hier war schon sehr lange keiner mehr. Ich giggelte und sprang nun in die Kühltruhe hinein, in welche ich mich anschließend auch setzte, die Beine im Lotussitz überschlagen. Lass uns wetten, wie viele Zimmer sind oben? Ich sage sechs.

Ich ging auf die Kühltruhe zu und lehnte mich etwas vor, um hineinzusehen, wie Basta dort gerade im Lotossitz saß, woraufhin ich leicht grinsen musste. Einen gekühlten Basta zum mitnehmen bitte., meinte ich bevor ich etwas darüber nachdachte, wie viele Zimmer oben wohl sein konnten. Das Haus war wirklich nicht klein, aber ich wollte auch nicht gegen Basta verlieren, indem ich eine zu unrealistische Zahl sagte. Eigentlich war es mir ja egal, aber irgendwie auch nicht. Schließlich war Basta mein bester Freund und solche Dinge, wie zum Beispiel über bedeutungslose Sachen zu wetten, gehörten dazu. Ich sage acht., behauptete ich schließlich.

Tut mir leid, ist gerade aus. Ich machte den gespielt freundlichen, flötenden Ton einer Empfangsdame nach und lachte dann wieder laut auf. Ja dann los, los, geh nachsehen, ich kann das schließlich doch nicht machen.

Schade, dabei redet er gut gekühlt so viel weniger., sagte ich selbstverständlich nur aus guter Laune heraus und sah dann nach oben, nur um mich zu fragen, ob ich wirklich nachsehen sollte. Das Haus schien zwei Stöcke zu haben, zumindest hatte es von außen so gewirkt. Ich tat Basta einfach mal den Gefallen und machte eine tiefe Verbeugung. Ganz wie sie wollen, der Herr., sagte ich und machte mich auf nach oben.

Rede dir das nur ein! Ich hing nun kichernd halb aus der Kühltruhe raus und sah auf den Boden, als Blythe hinauf ging. Wie sich feststellen sollte befanden sich oben neun Zimmer. Keiner von uns beiden hatte recht gehabt, aber je mehr desto besser.

Neun Zimmer also. Na gut, keiner von uns hatte recht behalten, aber wenigstens war ich näher dran gewesen. Tatsächlich war gar nicht so wenig Platz und trotz des eindeutigen Loches, das sich im Dach befand, war alles andere tatsächlich in keinem so schlechten Zustand. Es sind neun!, rief ich als ich die Treppe wieder hinunter kam, Mehr Platz für Opfer, äh, Gäste.

Das hättest du aber wissen können. Lassen wir Horst die Freude. Kichernd drehte ich mich auf den Rücken, so dass mein Kopf immer noch gen Boden hing, doch ich Blythe entgegen sehen konnte. Blaire, man soll dich nicht lügen, benenne die Opfer als das was sie sind.

Ach Kleiner, als ob überhaupt jemand bei uns übernachten wollen würde, auch wenn hier sonst wirklich nichts anderes ist. Mir taten jetzt schon die ersten unschuldigen Wanderer leid, die sich hierher verirren könnten. Ich sah mich noch einmal um, wobei mein Blick selbstverständlich zum Schluss wieder auf Basta landete, der wieder durch die Gegend hing. Das Loch im Dach ist übrigens gar nicht so schlimm.

Nicht so schlimm wie die Wunde in meinem Herzen, nachdem du so etwss schreckliches gesagt hast. Ich lachte heftig und rutschte dadurch von der Kühltruhe zwischen die Scherben. Gibt es hier Werkzeug Blaire? Und ich meine anderes als deine prächtigen Fäuste.

Auf seinen Kommentar hin und sein eigenes Lachen, musste ich einfach selbst ebenfalls lachen, denn Bastas "Sinn für Dramatik" hatte mich schon immer reichlich amüsiert. Sag bescheid, falls du bald verblutest, wenn du dich nicht zuerst an den Scherben aufspießt. Pass ein bisschen auf, ja? Ich musterte ihn einmal genau, bevor ich von dort wo ich stand mich umsah, da ich bisher noch kein Werkzeug bemerkt hatte. Oh, doch, ja hier, unter der Treppe. Wobei ich nicht weiß, was du damit willst, ich finde meine Fäuste vollkommen ausreichend.