"Geschieht ihm recht.", schnaubte ich, während ich das Kunai aus meiner Tasche holte.
"Das ist das Kunai meines Vaters. Es war das letzte, was er gesehen hat.", erklärte ich und wog die Waffe in meiner Hand. Es hatte ein guten Gewicht, da es aus Metall bestand. Den Griff hatte ich mich einem blutigen Verband umwickelt. Zumindest konnte man das so denken. Dabei war der Verband noch von meinem Vater daran, ebenso das Blut.
"Er hielt mich für den Mörder meiner eigenen Mutter. Dabei war es ein Unfall..."
Langsam ließ ich meine Vorsicht auch fallen, nachdem er mir so viel über sich erzählt hatte. Es war nur fair.
"Ich hätte nicht gerne diese Narben zugezogen, um meiner Mutter zu helfen... Sie starb, noch ehe ich ihr helfen konnte."

Als er mir das Kunai zeigte, dachte ich mir, dass er wirklich brutal sein musste.Respekt sagte ich knapp. Nun hörte ich weiter zu. Aufmerksam nickte ich. Ich glaube dir, dass es ein Unfall war. Bestimmte Menschen urteilen halt einfach zu schnell. erklärte ich. Ich meine in Iwagakure hätten sie mich auch festnehmen können, aber aus irgendnem Grund haben sie es nicht getan. fügte ich zu meiner Geschichte hinzu. Ich wusste es wirklich nicht. Es war mir unerklärlich. Dabei war es doch nicht sehr schlau einen Nukenin laufen zu lassen. Aber das war wohl ein Fehler gewesen.

Meine Augen tränten ohne einen ersichtlichen Grund und ich wischte mir verwirrt darüber. Ihm nickte ich nur leicht zu.
"Ich hoffe, dass dein Alter einen qualvollen Tod gestorben ist.", murmelte ich zu dem Jungen. Ich sah auf das Kunai.
"Ich hatte nur zwei Leute in meinem Leben, denen ich vertrauen konnte. Meiner Mutter und meinem ehemaligen Sensei. Ihn habe ich schwer verletzt. Ich habe dich fast mit dem Kunai getroffen, oder?"
Ich musterte meinen Gesprächspartner aufmerksam nach einer Reaktion.

Sie haben es Krebs oder so genannt, unsere Familie hat die Sterbehikfe beneint, also ist er qualvoll zugrunde gegangen. sagte ich auf seine Hoffnung, die ich nur bestätigen konnte. Bei seiner Frage zu ihm. Nein, ich bin rechtzeitig zur Seite gegangen, es hat von Anfang den Baum getroffen. meinte ich ruhig zu ihm. Ich gab ungern Schwache Momente zu und man sah und merkte mir die Lüge auch nicht an. Das war ganz einfach. Ich habe nur meiner Schwester vertraut. meinte ich ruhig. Ich bin auch mit 9 zum Chunin geworden, wegen meines Talentes. sagte ich noch dazu.

Ich lachte hämisch und Schadenfreude überkam mich. Bei seiner Antwort schnaufte ich nur amüsiert, beobachtete ihn allerdings weiterhin.
"Ich bin nie Chūnin geworden...", sagte ich leise.
"Ich brach meine Ausbildung nach dem Tod meiner Mutter ab. Ich sah darin keinen Sinn mehr."
Nachdem ich das gesagt hatte, wurde ich ziemlich still. Es stimmte, dass ich meine Ausbildung als Genin abgebrochen hatte, aber es lag nicht an Mutters Tod. Ich hatte ganz einfach keinen Bezug zu meinem Team gehabt. Ich hatte sie schon lange vergessen...
"Nicht viele schaffen es, überhaupt Jonin zu werden, warum soll ich dann meine Kraft hineinstecken, wenn es dort niemanden gibt, der mich respektiert, oder mich freiwillig ansieht."
Diese Worte trafen mich selbst ziemlich hart.

Jeder entscheidet selbst über seinen Weg. sagte ich ruhig zu der Aussage mit seiner abgebrochene Ausbildung. Danach hörte ich ihm erstmal zu. Ich fand es nicht gut, das Leute so schnell urteilten.Meine Mutter war äußerlich schön, doch charakterlich nicht und es kann genauso gut auch anders rum sein. Ich hab dich gerade ohne Bandage nur nicht angesehen, weil ich gemerkt habe, dass du dich ohne Bandage sehr unsicher fühlst. erklärte ich in einer neutralen Stimmlage. Es war einfach eine Feststellung und mehr nicht. Deswegen hatte ich auch keine andere Stimmlage gewählt. Ich wusste wie und wann ich was sagte.

Ich sah wieder von ihm weg. Meine Augen sahen beide nach unten, jedoch sah das Eine mehr als das Andere. Innerlich gab ich dem Kind Recht, doch ich war nicht die richtige Person für zustimmende Worte. Entweder man merkte es durch meine Taten oder man tat es nicht. So funktionierte ich einfach.
"Es liegt nicht an den Narben selbst, sondern was ich damit verbinde. Ich möchte nicht, dass andere das sehen.", grummelte ich leicht aggressiv. Es lag daran, dass ich es nicht kannte, einen Funken Respekt entgegengebracht zu bekommen. Definitiv war es nicht böse gemeint, ich zeigte mich selten so verletzlich und konnte mich daran auch nicht gewöhnen.

Auf seine Worte hin begann ich zu schweigen. Ich wusste nicht was ich noch sagen konnte. Denn ich war auch nicht unbedingt sehr gesprächig. Nun streckte ich mich kurz und dabei knackten meine Knochen. Ich war es schon gewohnt. Aus meiner Tasche holte ich einen Apfel, den ich vorgestern gepflückt hatte. Nun baß ich darein.

Ich hielt ebenfalls eine Weile lang meine Klappe und genoss die Stille. Etwas, das ich viel zu selten tat.
"Wie alt bist du n eigentlich?", fragte ich schließlich. Der Gedanke war ebenfalls so schlagartig in meinem Kopf aufgetaucht, wie ich ihn aussprach. Mein Blick huschte wieder kurz zu der anderen Person neuen mir und ich sah den Apfel. Ich war jetzt nicht sonderlich der Fan von Obst und Gemüse, aber wenn es ihm schmeckte, wollte ich es ihm nicht mit dummen Kommentaren vermiesen.

Er stellte eine Frage und nachdem ich den Apfel aufgegessen hatte, ergriff ich das Wort. Den Apfelkern warf ich weg. Ich bin zehn Jahre alt. sagte ich entspannt, während ich meine Kapuze enger stellte. So dass es wärmer um meine Ohren war. Nächte waren durchaus frischer als die Tage. Das fand ich bescheuert, aber ich konnte ja auch nichts daran ändern. Weswegen ich mich nicht drüber beschwerte. Vielleicht finde ich ja meine Familie, die sich dann um mich kümmert. sagte ich knapp. Innerlich hoffte ich es immer noch irgendwo in den tiefsten Tiefen meines Herzens.

Ich verschluckte mich bei beiden fast an meiner Spucke. Mit geweiteten Augen sah ich den Jungen an. Er... er war noch so jung... Ich verstand es nicht. Gut, mir ging es mit 10 Jahren auch nicht prickelnd, aber dennoch besser als jetzt. Und das arme Ding hatte jetzt schon keine Familie mehr. Ich seufzte leise.
"Hör zu... Ich möchte dir jetzt nichts kaputt machen, aber meine Erfahrungen haben mir gelernt, dass so etwas nicht wirklich passieren wird. Ich meine, willst du wirklich zu denen zurück, die dich misshandelt und verraten haben? Bei mir ist es anders. Ich habe nicht mehr die Wahl dazu.", sagte ich tiefgründig. Ich hatte vorher wirklich versucht schonende Worte zu finden, aber dennoch musste ich ehrlich sein.

Ich bemerkte dass er sich fast verschluckte.Ja ich weiß, ich wirke durch meine Entwicklungsstörung jünger. Das hör ich von fast jedem. sagte ich entspannt. Als ich mir dann seine Rede anhören musste, verdrehte ich buchstäblich die Augen. Von denen habe ich ja auch nicht gesprochen. Ich hab von dem mir nicht bekannten Teil meiner Familie gesprochen. meinte ich dann zu ihm. Auch wenn seine Rede, sehr tiefgründig gewesen war, so hatte ich nicht meine Mutter und Schwester gemeint. Nur über meine Leiche würde ich zu denen zurück gehen. Das einzige was ich mit meiner Mum anstellen werde, ist Rache an ihr zu nehmen. fügte ich noch hinzu.

Jünger? Ich hatte ihn eigentlich älter geschätzt, aber den erneuten Schreck in meinem Gesicht ließ ich mir dann doch nicht anmerken.
"Woher soll ich n das jetzt schon wieder wissen?", fragte ich lieber als nächstes zurück und war sichtlich genervt von dem Kind. Das davor hatte ich ihm nicht übel genommen, aber langsam wurde es echt kritisch. Ich versuchte hier Mal nicht Leute umzulegen und dann passierte mir so etwas. Kein Wunder, warum ich ungern mit anderen Menschen redete.
"Ist auch besser so...", murmelte ich durch zusammengebissene Zähne und Wand mich ihm ein Stückchen ab.

Ich schwieg. Denn ich war eindeutig genervt von ihm. Er war anstrengend. Anscheinend war er ja nie erwachsen geworden. Und ich hatte das noch vor mir. Also streckte ich mich und stand auf. Daraufhin begann ich Klimmzüge an darüberliegenden Ast zu machen. Mir war langweilig. Kurz darauf setzte ich mich wieder. Da hast du recht. Du konntest es nicht wissen. Es tut mir leid. sagte ich ernst.

Ich fuhr mit mit meiner Hand durch meine Haare und erinnerte mich selbst ausversehen an meine Narbe. Jedoch ohne mein Gesicht zu verziehen, löste ich den Verband. Ich wusste nicht, was ich hier tat.
"Ist schon gut...", sagte ich dann auf die Entschuldigung hin und sah auf die Verbände in meinen Händen.
"Ich verliere nur sehr schnell meine Fassung, das ist alles."
So wechselte mein Gemütszustand von Wut zu Nachdenklichkeit binnen weniger Sekunden. Ich hatte den leichten Gewichtsunterschied gemerkt, als das Kind Klimmzüge machte und mich wieder umgedreht. Da ich auch nicht so Recht wusste, was ich tun sollte, holte ich eine meiner verbliebenen Spiegelscherben aus meiner Tasche und betrachtete mich selbst darin.