Meine unteren Augenlider zitterten als ich meinen Kopf langsam zu ihr umdrehte. Das Gör war... wirklich anhänglich. Und das mochte ich irgendwie nicht, ich konnte aber nicht beschreiben warum.
"Ich habe nie behauptet, diese Rolle als deine Bezugsperson anzunehmen.", stellte ich ihr klar, während ich sie intensiv mit meinen roten Irden regelrecht anstarrte. Und ich wollte als Mörder und gesuchter Nukenin diesen Platz auch nicht unbedingt beanspruchen. Besser wäre es gewesen, jeden anderen möglichen Mensch auf der Erde danach zu fragen. Anstatt flehte sie mich gerade an, bei ihr zu bleiben. Ich war schließlich im Bingo-Buch verzeichnet und es war nicht wirklich sicher bei einem ehemaligen Genin zu bleiben, oder?
"Du hast... Angst. Ich kann die Wolke aus Angstgeruch fast schon riechen. Dunkelheit mag dein Feind sein, meiner ist es nicht.", lachte ich bitter. Ich fühlte mich, als würde da mein vergangenes 'Ich' da stehen. Das machte es mir wirklich schwer zu gehen. Vielleicht ging ich mit ihr deshalb so vergleichsweise freundlich um? Ich sah nach vorne in den dunklen Wald. Sie hatte niemanden außer mich. Ich drehte mich mit einem finsteren Gesicht zu ihr um.
"Regel Nummer eins, wenn ich meine Ruhe haben möchte, dann lass mich sie haben.
Regel Nummer zwei, wenn du Scheiße baust, werde ich nicht die Verantwortung dafür übernehmen, nur dass das klar ist!
Und Regel Nummer drei, wenn du meinst mir in den Rücken fallen zu wollen oder mit mir keine Absprachen hälst, dann kann das durchaus nicht gut für dich enden."
Und damit hatte ich auch meinen Entschluss gefasst, nicht zu gehen. Hoffentlich würde das Gör nicht so viel Ärger machen...

Es wurde langsam immer dunkler und wenn es nach mir gegangen wäre, dann wären wir schon längst umgekehrt und zurück zum Licht des Feuers gegangen. Anfangs schien der Mann sich noch etwas gegen den Umstand zu wehren, dass er mein neuer Beschützer war. "Ach komm schon Muskelprotz !! Lass mich jetzt blos nicht hängen" dachte ich, bevor er sich mit finsterer Miene zu mir umdrehte. Die Kombination aus seinem gruseligen Gesichtsausdruck und der fortschreitenden Dunkelheit, ließ meine Beine etwas zittern und ich blickte ihn nervös an. Seine Worte, dass ich die Angst fürchten würde, konnte ich nur mit einem Nicken beantworten, bevor ich etwas verlegen lächelte, denn er hatte natürlich Recht, die Dunkelheit war zu meinem schlimmsten Feind geworden. Anschließend begann der Mann für unsere zukünftige Zusammenarbeit einige Regeln auf zu stellen. "Ohhh man das wird voll uncool, aber besser als wenn er mich hängen lässt. Mit der Zeit kann ich die Regeln bestimmt noch etwas aufweichen" dachte ich, während ich immer noch meine Hand zu ihm ausstreckte. "Ja ist ok, ich akzeptiere deine Regeln. Du bist der Chef... nur können wir jetzt bitte zurück zum Feuer?" antwortete ich schüchtern und etwas ängstlich und hoffte darauf, dass er meine Hand ergreifen würde und mich zurück zum Feuer begleiten würde.

Meine Laune änderte sich fast augenblicklich wieder. Ich lachte amüsiert auf. Sie fürchtete sich wirklich vor der Dunkelheit. Ich legte meine Hand auf ihren Kopf und sah sie amüsiert an.
"Ist ja gut... Ist ja gut... Kleine Mademoiselle...", beschwichtigte ich sie lächelnd und kniete mich auf Augenhöhe zu ihr herunter.
"Aber um es dir zu versprechen, ich werde für dich da sein, wenn du jemanden brauchst, auf den du dich verlassen kannst. Und jetzt können wir gerne wieder zum Feuer zurück, es geht mir wieder besser.", lachte ich fröhlich. Ich nahm ihre Hand jetzt endlich in meine und war verblüfft darüber, dass ihre Hand im Vergleich zu meiner zierlich und zerbrechlich wirkten. Ich ging aus der Hocke wieder hoch.
"Was ist das eigentlich, was du mit deinen Augen vorhin gemacht hast? Man hätte meinen können, du wärst ein Dämon oder so..."
Ich überlegte, woher ich diese Augen kannte, aber ich konnte es nicht einordnen. Langsam wurde es wirklich etwas zu kalt ohne Pullover. Ich ließ also ihre Hand wieder los, band mir wieder einen frischen Verband um meine rechte Schulter und oberer Rücken und zog mir meinen Hoodie über den Kopf.
"Wenn du noch Hunger hast, ess ruhig. Sonst wird das Fleisch schlecht. Alles davon werden wir nicht mitnehmen können. Zusätzlich solltest du wieder an Gewicht zunehmen. Du bist ein richtiger Hungerhaken, weißt du das?"

Die Laune meines, von mir dazu ernannten Beschützers, schien sich langsam wieder zu bessern, mehr sogar, denn er schien plötzlich sogar etwas amüsiert zu sein und wirkte schon fast herzlich. "Da scheine ich ja endlich die richtigen Knöpfe bei ihm gefunden zu haben" dachte ich zufrieden, während ich ihn etwas verlegen anlächelte, als er seine Hand auf meinen Kopf legte und sich zu mir herunter kniete. "Da.. Danke, da fühle ich mich gleich viel sicherer" entgegnete ich ihm fast ein wenig schüchtern, auf seine fast warmen Worte, bevor er nach meiner im vergeich zu seiner, winzig wirkenden Hand griff. Ich blickte ihm lächelnd und zufrieden in die Augen, bevor ich ihm Hand in Hand folgte. Als er mich auf meine Augen ansprach, zuckte ich kurz etwas zusammen und wurde sichtlich nervös, denn schließlich war es nicht ungefährlich für mich, wenn zu viele davon wissen würden. "Aber da er sie ja bereits gesehen hatte, würde ich ihm wohl kaum sagen können, dass ich nicht weiß, was er meint" dachte ich und atmete einmal tief durch. "Hmmm was weißt du über die großen Dojutsu aus Konohagakure? Für viele ist es wohl ein großes Geschenk, eine Gabe ... aber für mich sind diese Augen eher ein Fluch und einer der Hauptgründe, warum ich abgehauen bin. Aber das führt natürlich dazu, dass ich meine Vergangenheit nicht so einfach abschütteln kann und ich ständig in Gefahr bin." antwortete ich ihm schließlich, dass Thema etwas umschiffend und seine Reaktion beobachtend. Denn schließlich wäre es ja möglich gewesen, dass er seine Meinung deswegen ändern würde oder versuchen würde sich meiner Augen zu bemächtigen. Ich folgte meinem Beschützer zurück zum Feuer und setzte mich, bevor ich mir noch ein Stück vom Fleisch nahm, während er sich etwas über zog. Auch ich bemerkte, dass es inzwischen deutlich kälter geworden war und auch die Dunkelheit begann sich immer stärker aus zu breiten. Als nun auch noch die Eulen begannen aktiv zu werden und ihre Rufe von sich gaben, begann ich langsam und total unauffällig (Ironieschild hoch hält) Stück für Stück näher an ihm heran zu rutschen. "Danke. Ja ich glaube etwas Essen schadet mir im Moment nicht. Aber lass dich nicht täuschen, ich mag klein und zierlich wirken, aber ich kann auch ganz gut austeilen, wenn ich nicht gerade halb verhungert bin. Für für meine Art zu Kämpfen brauche ich keine großen Muskeln, sie wären wahrscheinlich sogar hinderlich. Durch meine Klingeldrähte fließt quasi Starkstrom" antwortete ich etwas schertzend, während ich mit jedem Satz ein par Centimeter dichter an ihn heran rutschte. "Außerdem habe ich ja jetzt dich, du bist kräftig genug für uns beide" fügte ich noch hinzu, bevor ich schließlich dicht genug bei ihm angekommen wäre, damit ich mich an ihn anlehnen könnte.

Ich wartete geduldig auf eine Antwort vor ihr und setzte mich wieder an das Feuer, während ich mein Essen wieder aufnahm. "Ich weiß nicht viel... Ist nicht so als wäre ich lange ein Genin gewesen...", gab ich ihr als Antwort zurück, nachdem ich meinen Mund mit einem Schlucken geleert hatte. "Klingt beinahe nach meinen Narben. Irgendwie erbärmlich..." Während ich das sagte, schob ich mir direkt das nächste bisschen Essen in meinen Mund. Ja, ich tat mir definitiv nicht leicht mit meinen Narben. Immerhin hatte ich versucht meine Mutter aus dem verdammten brennenden Haus zu holen und war dabei selbst fast draufgegangen. Mich gruselte es immer noch vor den Erinnerungen. Wie Kirai mich immer wieder schlug... Angespannt hielt ich mein Fleisch fester in meiner Hand und brach dabei fast den Stock. "Ich habe nie gesagt, dass du aussehen sollt wie ein Profisportler... Ich kenne es gut, wenn man umkippt, weil man zu lange nichts gegessen hat." Ich hatte sofort gemerkt, dass sie immer näher an mich heran kam. Aber ich ließ es zu. Warum sollte ich sie auch abweisen? Sie steckte deutlich in Schwierigkeiten und war quasi noch ein Kind. Zwar mit einem deutlich erwachsenem Verhalten, aber sie war trotzdem ein Kind. Ich futterte noch eine Weile an meinem Essen herum, bis ich aufgegessen hatte. "Ich würde mich nicht als kräftig bezeichnen. Paranoid und wahnsinnig trifft es besser...", murmelte ich zurück und legte meinen Kopf in den Nacken, um in den Himmel zu sehen. Jedoch verdeckte das Blätterdach das meiste, sodass ich kaum einen Blick erhaschen konnte.

Während mein neuer Begleiter begann Löcher in den von Blättern verdecken Himmel zu starren, begann ich mich vorsichtig etwas an ihn an zu lehnen. "Haha ja wie ein Bodybuilder werde ich wohl nie aussehen, das trifft wohl eher auf dich zu" sagte ich etwas schmunzelnd. "Also ich ich finde, dass du stark aussiehst und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch stark bist. So Paranoid und wahnsinnig wirkst du gar nicht ... zumindest nicht mehr als ich" fügte ich etwas kichernd hinzu, bevor ich meine Blick ebenfalls dem verborgenen Himmel zu wendete. Sein Vergleich zwischen meinen Augen und seinen Narben schien mir sehr zutreffend zu sein, auch wenn meine Augen natürlich nicht nur ein optisches Problem waren, sondern mit den Fähigkeiten des Clans verbunden waren. Ich bemerkte seine Anspannung, als er über seine Narben sprach. "Hmmm er scheint wohl einiges durch gemacht zu haben, aber noch tiefer scheinen die Narben in seinem Inneren zu sein" dachte ich, während ich leise seufzte. "Also ich finde deine Narben sehen nicht schlimm aus, aber ich denke schlimmer sind eher die Narben, die niemand sehen kann. Es ist wie mit dem Himmel und den Sternen, man kann sie zwar gerade nicht sehen, aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie gerade nicht da sind. Ich glaube nicht, dass du ein schlechte und böser Mensch bist, ich denke dir sind einfach schlechte Dinge widerfahren. Was ist eigentlich mit dir passiert, wenn ich fragen darf? Du hattest eknen Brand erwähnt und viele Dinge die schief gegangen sind?" fragte ich ihn vorsichtig und hoffte, dass ich ihm nicht zu nahe treten würde. "Ich bin durch meine Augen leider auch gebrandmarkt. Die meisten interessieren sich wahrscheinlich nicht wirklich für mich und mein Schicksal, sondern einfach nur für meine Augen und die damit verbundenen Kräfte." sagte ich, während sich ein wenig Wehmut in meiner Stimme breit machte. Ich war mir nicht immer ganz sicher, ob meine Entscheidung ab zu hauen, die richtige Wahl war. Durch diese Entscheidung wurde einfach alles in meinem Leben auf den Kopf gestellt und meine Zukunft war mehr als ungewiss. "Tja da bin ich jetzt also, allein im Wald mit einem gesuchten Verbrecher ... oh man wo mich diese Reise wohl noch hinführen wird. Ob ich irgendwann eine neue Heimat finden werde? oder ob ich irgendwann auch als Verbrecher gesucht werde? Oder werde ich geschnappt und nach Konoha zurück geschleppt? Ich weiß es nicht" ging es mir durch den Kopf, als ich unfreiwillig über meine Situation nach dachte.

Unsicher lächelte ich in dem Himmel und legte meinen Arm beschützerisch um sie. Wahrscheinlich war ihr ein wenig kalt. Aber das konnte ich mir nur denken, immerhin spendete das Feuer schon eine gute Menge an Wärme. Bei ihren Worten erinnerte ich mich, dass sie mich nicht wirklich in meiner aggressiven Weise erlebt hatte. Ich schluckte leicht angespannt als sie weiter über meine Narben sprach. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, die Vergangenheit war eine meiner großen Schwächen und ich redete wirklich sehr ungern darüber. Ich kratzte mich mit meiner freien Hand am Hinterkopf. Ich fühlte mich definitiv nicht vertraut genug, um ihr alles zu erzählen. Aber vielleicht würde ein leichter Abschnitt für sie reichen... "Ich habe daheim meine Jutsus geübt und unser Haus ist dabei abgebrannt. Meine Mutter starb in dem Brand und ich überlebte mit schweren Brandverletzungen. Mein Vater machte mich zum Schuldigen und ich... nunja... er ist jetzt auch nicht mehr lebendig." Die Tatsache, dass ich meinen Vater umgebracht hatte, sollte ich doch vielleicht nicht so direkt aussprechen. Ich seufzte. Manchmal ging mir die Neugier von anderen auf die Nerven, aber es war nichts, was ich nicht ertragen konnte. Während sie ein wenig über sich erzählte, sah ich sie interessiert an. Etwas was ich selten machte, wenn ich unter Menschen war. Ich blieb während der Zeit nachdenklich und überlegte, was ich jetzt darauf antworten sollte. "Dann erzähl mir was über dich.", forderte ich sie schließlich entschlossen auf. Dieses Gör hatte meine Aufmerksamkeit, dass sollte sie lieber wertschätzen und nutzen.